Geschäftsbericht

Epidemiologische Studien

Das Ziel epidemiologischer Studien ist die Beschreibung und Erklärung der Verteilung von Gesundheit und von Krankheiten in der Bevölkerung. Es gibt verschiedene Studienformen, z. B. Surveys, Fall-Kontroll-Studien, Interventionsstudien und Kohortenstudien. Jede Studienform hat Stärken und Schwächen. Verlässliche Aussagen werden nur möglich, wenn die Ergebnisse verschiedener Studien wiederholt in die gleiche Richtung weisen. Widersprüchliche bzw. inkonsistente Ergebnisse sollten dagegen mit großer Vorsicht interpretiert werden.

    Das LGA hat in den vergangenen Jahren sowohl Surveys im Rahmen eines Gesundheitsmonitorings zur Gesundheit und Umwelt von Kindern und Erwachsenen als auch eine Reihe von Fall-Kontroll-Studien zu chronischen Erkrankungen und Infektionskrankheiten durchgeführt. Auf Anfragen von Gesundheitsämtern werden auch epidemiologische Untersuchungen zu vermuteten Krankheitshäufungen (sog. Cluster) unterstützt, wobei im ersten Schritt zu klären ist, ob es sich um eine nichtzufällige Häufung handelt.

    Als Untersuchungsbeispiele seien hier genannt:

    • Gesundheitsmonitoring bei Schulkindern (mehrere Surveys zu Atemwegserkrankungen und Allergien seit 1992/93)

    • Untersuchung zur Gesundheit und Umwelt bei Erwachsenen (Kohortenstudie 2010/11 und 2016)

    • Untersuchungen zu vermuteten Krankheitshäufungen

    Während im 19. Jahrhundert vor allem Infektionskrankheiten die gesundheitliche Situation der Bevölkerung bestimmten, sind es seit Mitte des 20. Jahrhunderts mehr und mehr chronische Erkrankungen, die das Krankheitsspektrum dominieren. Die Zurückdrängung von Erkrankungen und Todesfällen durch Infektionen (z. B. Pocken, Diphtherie, Typhus, Tuberkulose und Poliomyelitis) hatte zur Folge, dass sich die Lebenserwartung in Deutschland von 1900 bis heute verdoppelt hat. Damit erreichten mehr Personen ein höheres Alter, in dem die Wahrscheinlichkeit chronischer Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs zunimmt. Ein Überblick über die Altersabhängigkeit verschiedener Erkrankungen und Sterbewahrscheinlichkeiten ist in der Broschüre „Alters- und geschlechtsspezifische Mortalitätsraten in Baden-Württemberg" zu finden (mehr dazu „Weitere Informationen“, rechts). Chronische Erkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen für Behinderungen und Todesfälle. Kreislauf- und Krebserkrankungen sind als Ursache bei mehr als der Hälfte aller Todesfälle angegeben.  

    Eine Reihe chronischer Krankheiten gilt als vermeidbar. Ausreichende Bewegung, gesunde Ernährung und das Nichtrauchen können helfen, das Auftreten chronischer Erkrankungen zu vermeiden. Auch wenn jemand bereits an Diabetes, chronischer Herzkrankheit, Arthritis oder einer anderen Krankheit leidet, können mehr Bewegung und gesunde Ernährung dazu beitragen, mit der Krankheit besser zu leben und Komplikationen zu verhindern.

    Alters- und geschlechtsspezifische Mortalitätsraten in Baden-Württemberg 2010 (PDF; 1,1 MB)

    Im Rahmen von Untersuchungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Baden-Württemberg zu vermuteten Häufungen verschiedener Krebserkrankungen bestand immer wieder Informationsbedarf zum aktuellen Wissensstand bezüglich der Häufigkeiten und Ursachen dieser Erkrankungen. Das LGA hat deshalb in einem Projekt auf Studienergebnissen und Daten beruhende Informationen zu Krebsursachen, Risikofaktoren, Inzidenzen, Mortalitätsraten und Überlebensraten zusammengetragen und in möglichst verständlicher und übersichtlicher Form getrennt für verschiedene Krebslokalisationen dargestellt. Als Informationsquellen dienten Daten und Angaben zu Risikofaktoren im Bericht des RKI zu Krebs in Deutschland und die in MEDLINEPlus, einem Informationsangebot der U.S. National Library of Medicine und der National Institutes of Health (NIH), zu einzelnen Krebslokalisationen aufgeführter Risikofaktoren.

    Für 24 Krebslokalisationen wurden folgende Informationen zusammentragen und auf jeweils einer Seite bzw. Folie dargestellt: ein Kurzüberblick über bisher ermittelte Risikofaktoren, eine Tabelle zu Erkrankungs- und Mortalitätsraten, zwei Grafiken mit alters- und geschlechtsspezifischen Inzidenzraten sowie relativen Überlebensraten für Männer und Frauen in den ersten fünf Jahren nach Diagnosestellung.

    Zu den vermeidbaren „krebsfördernden“ Einflüssen gehört vor allem der Tabakkonsum. Schätzungen zufolge ist etwa ein Viertel bis ein Drittel aller Krebserkrankungen in den Industrieländern auf den Konsum von Tabak zurückzuführen. Bei zwölf der betrachteten Krebslokalisationen ist Rauchen einer der gesicherten Risikofaktoren (Mundhöhle und Rachen, Kehlkopf, Lunge, Speiseröhre, Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Harnblase, Niere, Brustdrüse, Gebärmutterhals, und Leukämien). Hinzu kommen drei Lokalisationen, bei denen Rauchen als möglicher Risikofaktor aufgeführt ist (Leber, Gallenblase und -wege, Non-Hodgkin-Lymphome). Weitere vermeidbare Risikofaktoren sind u. a. übermäßiger Alkoholkonsum (bei folgenden Lokalisationen: Mundhöhle und Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Magen?, Darm, Leber, Gallenblase und -wege?, Bauchspeicheldrüse?, Niere?, Prostata?, Brustdrüse) und zu hoch dosierte Exposition mit natürlicher oder künstlicher UV-Strahlung (Malignes Melanom).

    Informationen zu Ursachen und Risikofaktoren für Krebserkrankungen nach Lokalisationen (PDF; 1 MB)